Samstag, 27. Juni 2015

Nos vemos, Costa Rica

28. Mai - 23. Juni 2015

Dies ist jetzt also mein aller letzter Post. Denn, während ich hier schreibe, bin bereits wieder zuhause in der Schweiz. Dennoch möchte ich euch gerne von meinen letzten Erlebnissen in Costa Rica erzählen.
Das drittletzte Wochenende fuhr ich zusammen mit anderen Austauschschülern (die aber ein Jahr in einem Colegio zu Schule gehen und nicht Freiwilligenarbeit wie ich leisten) nach Tortuguero in der Karibik - eine geführte, dreitägige Reise von AFS. Dieser Ort ist bekannt für seine riesige Zahl an Schildkröten, die ihre Eier am Strand ablegen kommen - daher auch der Name: Tortuga heisst Schildkröte auf Spanisch - und dass das Dörfchen nur per Fluss erreichbar ist.
So fuhren wir am Freitagmorgen nach einer knapp zweistündigen Busfahrt etwa eine Stunde über den Fluss zu unserem traumhaften Hotel in Tortuguero. Nach einem Willkommensapéro besuchten wir am Nachmittag das Dörfchen am gegenüberliegenden Flussufer sowie den Strand - leider aber war es aufgrund starker Strömungen verboten schwimmen zu gehen. Deshalb reinigten wir den Strand, um den Schildkröten, die im Juli bis September laichen kommen würden, einen abfallfreien Strand darzubieten. Leider aber konnten wir keine Schildkröten an sich beobachten, da um diese Jahreszeit noch kaum welche zu den Stränden finden.
Am folgenden Tag mussten wir sehr früh aus den Federn, da wir vor fünf Uhr morgens den Nationalpark besuchen gingen. Mit dem Boot und unserem persönlichen Führer fuhren wir durch die Kanäle und konnten viele exotische Tiere wie Kaimane, Leguane, Tukane, Mantelbrüllaffen, Weissschulterkapuzineräffchen und jede Menge verschiedene Vogelarten beobachten. Das Klima war noch nicht all zu heiss und die Atmosphäre einfach atemberaubend. Nach dem Frühstück folgte ein Spaziergang durch den Regenwald. Wir sahen eine Art von Riesenameisen (die sind wirklich riesig: Etwa so gross wie der kleine Finger eines Kindes), eine Art von essbaren Ameisen (schmecken nach dem ersten "Igitt" - Moment nicht mal so übel), Spinnen und eine Menge Vögel. Leider kreuzten keine Schlangen unseren Weg. Dafür durften wir ausprobieren wie es so ist sich aus Treibsand zu befreien. Gleich anschliessend ging es zum Canopy - zu einer Art Seilbahnpark durch die Baumkronen. Dies war richtig cool und ich genoss es mit meinen neuen Freunden durch den Wald zu "fliegen". Wir kamen sehr spät zurück und hatten demnach kaum Zeit für das Mittagessen. Aus diesem Grund gaben uns die AFS - Freiwilligen ein wenig mehr Freizeit, die ich nutzte, um mit meiner japanischen Freundin Natsuki mit einem Kajak über den Fluss zu rudern. Es machte echt Spass, nur leider liefen wir auf Grund auf und mussten aussteigen und stossen, weil der Fluss nicht so tief war wie erwartet. Später bekamen wir alle eine Tanzstunde für Bachata und Salsa. So kam ich doch noch zum tanzen, obwohl ich es erstens, nicht wollte und zweitens, es auch nicht wirklich gut konnte. Doch, ehrlich gesagt, gefiel es wir nicht mal so schlecht wie ich gedacht hätte. Zum Schluss pflanzten wir einen Baum, den zukünftige AFS - Gruppen dann ausgewachsen betrachten können werden - als eine Art Zeichen, dass wir uns um unsere Umwelt kümmern und ihr hohen Wert zuweisen. Dies war nämlich auch ein Ziel dieser Reise: Dass wir lernen wie wichtig die Umwelt und somit auch der Erhalt des Regenwaldes für uns alle ist - die Natur ist ein ausgeklügeltes System, das ohne die Zusammenarbeit von Flora, Fauna und dem Menschen nicht funktioniert. Und was wäre unser Planet ohne diese Naturschätze, die er uns in den Regenwaldregionen bietet? Nach einem gemütlichem Abend am Pool traten wir am Sonntagmorgen auch schon die Rückreise an - mir vielen schönen Fotos und ich persönlich mit vielen neuen Freunden aus der ganzen Welt im Gepäck.
Die folgende Woche war meine letzte Arbeitswoche im CEN - CINAI. Ich genoss die letzten Tage mit den Kindern und vor allem mit den Arbeitskolleginnen. Am Donnerstag brachte ich selbstgebackene Brownies für sie alle mit (Okay, die waren nicht ganz so gut wie sonst, da ich sie mit Schokoladenpulver backen musste, weil es unmöglich war Schokoladentafeln in Costa Rica zu finden). Trotz meiner Bedenken waren alle hellauf begeistert. Am Freitag dann feierten wir die Geburtstage der Angestellten, die die letzten drei Monate Geburtstag hatten, und gleichzeitig verabschiedeten die Chefinnen mich vom CEN - CINAI. Sie bedankten sich für meine Mitarbeit und wünschten mir alles Gute für die Zukunft. Ich sagte auch ein paar Sätze des Dankes - denn, obwohl ich diesen Beruf niemals mein Leben lang ausüben könnte, war es doch eine wundervolle und einmalige Erfahrung für mich. Ich lernte es zu schätzen in einem Erstweltland geboren zu sein. Ich lernte, dass Kinder Kinder sind - egal aus welchem Teil der Welt sie kommen. Ich lernte, dass es nichts schöneres gibt, als einem Kind ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Ich lernte wie man mit ihnen umgeht - wie man ein Mass zwischen Strenge und Toleranz auf die Kleinen anwendet. Ich lernte viel über Ernährung und die Menschen aus anderen sozialen Klassen. Und natürlich lernte ich viel über die costaricanische Kultur. Im Gegenzug brachte ich ihnen meine Kultur näher und hinterliess eine Spur, indem ich den Kindern deutsche Lieder beibrachte, die die Lehrerinnen weiter zu praktizieren mir versprachen. Alles in allem war es ein gelungener Abschied und ich konnte mit Freude meine zweiwöchigen Ferien antreten.
Doch zuerst hatte ich am Samstag noch die letzte AFS - Orientation, wo wir unseren Aufenthalt analysierten und reflektierten. Ich sah viele meiner internationalen Freunde wieder und auf irgendeine Art und Weise tat es gut so einen ruhigen Tag zu haben. Am Sonntag ging es dann zum Riverrafting auf den Fluss Pacuare. Das war richtig cool und voller Nervenkitzel. Ausserdem sahen wir, während wir durch den Regenwald paddelten, einige Ureinwohner Costa Ricas sowie ein paar wunderschöne Wasserfälle. Natur pur - Pura vida. Am Abend kehrte ich zurück nach Cartago - zu meiner Familie.
Ich wusste: Das Ende meines Aufenthaltes war schon ganz nahe und ich wollte jeden Tag aufs Maximum auskosten. Dennoch musste ich eine Art Kompromiss finden zwischen Rumreisen und Zeit mit der Familie verbringen. Da Alex und Ivonne nur abends zuhause waren, entschied ich mich dafür die letzten fünf Tage mit ihnen zu verbringen und die ersten eineinhalb Wochen rumzureisen.
Am Montag besuchte ich so den botanischen Garten Lankester in Paraíso sowie das Städtchen Orosí (das in ein kleines Tal eingebettet ist), wo eine Arbeitskollegin von mir wohnt. Der botanische Garten zeigte mir die reiche Vielfalt von Pflanzen in Costa Rica, während ich in Orosí die älteste Kirche Costa Ricas und eine alte Hängebrücke über den Fluss, der das Tal durchfliesst, begutachten konnte. Die Schwester meiner Arbeitskollegin führte mich zusammen mit ihrer Tochter und ihrer Nichte durch das Städtchen und zeigte mir so die wichtigsten Punkte, die man sehen sollte als Tourist. Am Abend ging es heim, um den Koffer zu packen, denn von Dienstag bis Donnerstag würde ich mit meinen beiden Freundinnen Melina und Judith nach Manuel Antonio und Jacó an den Strand fahren.
Uns so war es dann auch. Wir nahmen den direkten Bus von San José nach Manuel Antonio und kamen gegen Mittag dort an. Wir suchten uns ein preisgünstiges Hostel und danach ging es auch schon an den Strand. Wir verbrachten den ganzen Nachmittag da und genossen die Sonne. Am späteren Nachmittag nahm ich eine Surflektion, die richtig toll war. Nach ein paar Trockenübungen ging es auch schon ins Wasser und es war gar nicht so schwer auf dem Brett stehen zu bleiben - sofern die Wellen nicht all zu hoch waren, denn teils kamen echt hohe und starke Wellen auf den Strand zugepresst. Somit hatte ich nach einigen Misserfolgen recht schnell den Dreh raus. Leider aber verschlechterte sich das Klima stark und ich beendete die Lektion in strömenden Regen. Auch meine Freundinnen, unsere Kleidung und Badetücher waren total durchnässt. So verbrachten wir den Rest des Abends am Pool des Hostels, bevor wir noch auswärts essen gingen.
Am folgenden Tag besuchten wir dann (wie immer schon in aller Frühe) den Nationalpark von Manuel Antonio. Wir wanderten einige Stunden durch den Feuchtwald (so wird dieser etwas weniger feuchte Wald (im Vergleich zum Regenwald) an der Pazifikküste) genannt. Dennoch war es unglaublich heiss und uns lief der Schweiss in Strömen hinunter. Das lange Laufen machte müde und durstig, doch die Mühe lohnte sich: Wir sahen viel von der Vegetation, hatten Ausblick auf den tiefblauen Pazifik und entdeckten ausserdem drei wunderschöne Strände innerhalb des Nationalparkes. Zum Schluss entspannten wir uns dann genau an einem dieser Strände und genossen die Sonne, bevor wir dann auch schon wieder gehen mussten, weil der Park bereits um 16.00 Uhr schliesst. Am Abend assen wir nochmals auswärts und genossen das Ambiente, bevor wir uns am Donnerstag auch schon auf nach Jacó machten - ein anderer Strand etwas weiter nördlich an Pazifikküste von Puntarenas. Wir sonnten und badeten uns - die Wellen waren echt hoch und man musste aufpassen, dass sie einen nicht mit hinauszogen - und am späten Abend machten wir uns auf nach San José (also ich nach Cartago, aber meine Freundinnen wohnten in San José). Ich war müde, wusste aber, dass mir noch zwei weitere lange Reisen bevorstünden.
Freitag verbrachte ich zuhause mit Sport machen, Alex' Mutter besuchen und einem Abschiedsabendessen mit meinen Mädels von der Tuchakrobatik. Alles in allem war viel Programm, aber ich genoss es in vollen Zügen.
Samstags verliess kurz nach 4.00 Uhr das Haus und machte mich auf nach Puerto Viejo in der Karibik. Leider lud mich der Taxifahrer in San José am falschen Busterminal ab und so fuhr ich zuerst nach Limón und nahm dort den Bus nach Puerto Viejo. Da ich aber alleine reiste (weil AFS meinen minderjährigen Kollegen die Reise nicht genehmigte) hätte ich allerdings nicht Cristina - eine 28 - jährige Spaniern - in Limón kennengelernt. Wir schlossen sogleich Freundschaft und beschlossen gemeinsam Puerto Viejo zu erkunden. So mieteten wir Fahrräder, fuhren durch den Regenwald und fanden verschiedene, wunderschöne Strände (z.B. Punta Uva, wo das Meer richtig klar und türkisblau ist). Wir schossen Fotos, entspannten uns im warmen Wasser und hofften, dass es nicht zu regnen anfangen würde. Am Abend besichtigten wir das Dörfchen, das sich voller Souvenirläden, Bars und amerikanischer Touristen anbot. Ein wenig ein Mallorca von Costa Rica könnte man sagen. Wir schliefen auch in einem Hostel, in welchem bis spät in die Nacht die Musik aufgedreht war und Party gemacht wurde. Wir beide gingen aber eigentlich relativ früh zu Bett. Unterdessen machte sich Ivonne grosse Sorgen, weil ich alleine unterwegs war und Puerto Viejo nicht so ungefährlich ist. Ich konnte sie aber einigermassen beruhigen, da ich ja mit Cristina unterwegs war und nicht auf Partys etc. ging.
Am Sonntag ging Cristina auf eine Regenwaldtour, während ich mit dem Fahrrad nach Manzanillo fuhr, dort frühstückte und danach zurück nach Puerto Viejo fuhr, wo ich einige Souvenirs kaufte, das Fahrrad zurückgab und danach den Rest des Nachmittags am Strand verbrachte. Gegen Abend verabschiedete ich mich von der traumhaften Karibik und fuhr dieses Mal mit dem direkten Bus nach San José.
Dort passierte mir leider etwas sehr dummes: Die Busse von Puerto Viejo kommen im selben Terminal an, wo auch die Busse nach Monteverde - wohin ich in meinen letzten drei Reisetagen gehen möchte - losfahren. So wollte ich, dass mich ein Taxifahrer zu einem naheliegenden Hostel bringt, sodass ich am nächsten Morgen nahe beim Busterminal bin. Dieser aber meinte, dass sie nächsten Tag die Brücke zwischen San José und Alajuela reparieren würden und der Bus somit von Alajuela losfahren würde. Ich fragte Alex und Ivonne und diese meinten, dass es möglich sei und ich doch einfach den Bus nach Alajuela nehmen solle. So wollte ich, dass der Taxifahrer mich zur Busstation von Alajuela bringt, aber er behauptete, dass der letzte Bus bereits abgefahren sei (es war bereits 21.00 Uhr). Da ich keine andere Möglichkeit sah, fuhr ich im Taxi nach Alajuela, obwohl mir alles sehr komisch vorkam. Ich zahlte eine hohe Summe an Geld, aber irgendwie fühlte ich mich als hätte ich keine andere Wahl. Im Hostel, wo mich der Taxifahrer rausliess, teilte man mir dann mit, dass alles eine Lüge gewesen war. Sie reparierten weder die Brücke, noch fuhr der Bus in Alajuela los - denn beim Busterminal hatte es sogar ein Schild gehabt, das besagte, dass die Busse nach Monteverde nicht mehr in Alajuela Halt machten. Der Taxifahrer hatte mich also um mein Geld betrogen und mich zudem noch an einen Ort gebracht, wo der Bus nicht mal durchfährt. Man kann sich gut vorstellen wie wütend und beschämt ich gewesen war. Doch schlussendlich brachte dies nichts. Ich musste vorwärts schauen. Ich erzählte alles Ivonne, regte mich mit ihr zusammen nochmals kurz auf, danach liess ich es aber dabei.
Am Montagmorgen nahm ich einen frühen Bus nach San José und stieg dann ohne Probleme in den Bus nach Monteverde um. Auf dem Weg lernte ich die 21 - jährige Brasilianerin Daniele kennen und freundete mich gleich mit ihr an. In Monteverde angekommen suchten wir uns gemeinsam ein Hostel, kauften für knapp 12 Dollar Essen für zwei Tage in einem Supermarkt und gingen dann am Nachmittag in den Bergen wandern - denn Monteverde ist eine Berglandschaft. Ausserdem besichtigten wir einen 20 Meter hohen Baum, in dessen Innern man hochklettern kann. Natürlich kletterte ich bis zur Krone, auch wenn meine Hände vor Schweiss nur so trieften. Am Schluss lohnte sich die Mühe: Ich kam oben an und konnte über viele tiefere Bäume hinwegsehen. Die Luft war frisch - genau wie auch das Klima - doch der Ort war einfach wunderschön. Grüne Bäume und dunkle Felsen, wo das Auge nur hinreichte. Gegen den Abend begann es zu regnen, weshalb wir uns nach dem Abstieg vom Baum eine heisse Schokolade in einem Café gönnten.
Am nächsten Morgen machte ich wohl das krasseste meiner ganzen Costa Rica - Reise: Ich ging mit Daniele zusammen über einer Schlucht Bungee jumpen. Ich kann es noch immer nicht recht glauben, dass ich dies wirklich gemacht habe. Doch, wirklich: Wir fuhren mit einer Art waagrechten Seilbahn bis zur Mitte der Schlucht, von wo wir dann aus 150m Höhe knapp 70m in die Tiefe sprangen. Wie es wahr? Unglaublich. Es gibt kein Wort, das dieses Gefühl besser beschreiben könnte. Ich war echt nervös zuvor, aber dann auf der Plattform war die Nervosität wie weggeblasen und ich sprang, als ob ich in einen See springen würde. Ich liebte es und würde es sofort wieder tun. Klar, hatte ich Angst wegen der Sicherheit, aber solche Gedanken muss man einfach ausblenden - sonst springt man niemals. Und dies lohnt sich echt. Am Nachmittag ging ich noch in die biologische Reserve von Santa Elena. Dort wanderte über acht Hängebrücken durch den Nebelwald (eine weitere Sorte von Wald in Costa Rica, die man in den Bergen des Mittelandes antrifft). Oder besser gesagt: Ich wanderte über dessen Baumkronen. Höhenangst hatte ich spätestens seit diesem Morgen nicht mehr und ich genoss den Spaziergang, trotz heftigen Regenfalls. Am Abend zog ich mit Daniele durch das Dörfchen, besuchte nochmals das Café, bevor ich dann auch schon die Koffer für den nächsten Tag packte.
Am Mittwochmorgen verabschiedete ich mich von Daniele und nahm um 6.00 Uhr den Bus nach San José. Da es noch relativ früh am Morgen war, als ich ankam, besuchte ich das Nationale Museum von Costa Rica, wo ich viele präkolombinische Funde (Goldmünzen, Ritualfiguren etc.) betrachten, eine Menge über die costaricanische Geschichte vor der Einnahme der Spanier 1502 lesen und einige zeitgenössische Bilder costaricanischer Künstler begutachten konnte. Museen sind nicht so mein Ding, aber dieser Besuch hat sich sicher gelohnt, da ich nun eine einiges mehr über die costaricanische Geschichte weiss, als zuvor. Am Nachmittag traf ich mich mit meinen Arbeitskolleginnen zum Kaffee trinken (und als Abschied, der ziemlich traurig ausfiel) und am Abend verabredete ich mit Xiomara fürs Kino. Beide Aktivitäten genoss ich total. Zudem war ich froh, dass ich jetzt alle Punkte meiner Reiseliste abgeklappert hatte und nun noch Zeit für die Familie hatte.
Am Donnerstag ging ich mir zusammen mit Natalia ein Henna Tattoo machen und zugleich Fuss - und Fingernägel anmalen. Wir assen bei Pizza Hut und lachten viel. Am Nachmittag ging ich mir nochmal die Haare schneiden, da es in Costa Rica viel billiger ist wie in der Schweiz. Danach holte mich Ivonne ab und wir gingen zu einer Abschiedsfeier von AFS - zusammen mit Alex. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie glücklich ich war sie endlich wieder bei mir zu haben. Da ich bei einem Treffen gefehlt hatte, hatte ich kein Abschiedsvideo und musste auch ganz schnell einen Abschiedsbrief hinkritzeln. Alles war ein wenig Stress für mich, aber ich nahm mir vor mich noch einmal richtig und persönlich von den beiden zu verabschieden - ohne AFS im Rücken. Ansonsten war das Fest echt lieb organisiert und ich bekam auch alle mein Geld zurück, das ich für die Busfahrt zur Arbeit ausgegeben hatte.
Am Freitag ging ich zusammen mit Ivonnes Mutter auf den Markt in San José. Sie schenkte mir eine Tasche aus Costa Rica und half mir die Geschenke für Alex und Ivonne auszusuchen. Für Alex fand ich ein Adidas - Sportshirt, das er zum Rennen anziehen konnte - und für Ivonne ein schöne, sommerliche Bluse. Es war ein ruhiger, aber dennoch ausgefüllter letzter Freitag. Leider rückte meine Abreise immer näher und ich hielt den Gedanken nicht aus ohne Alex und Ivonne zu sein bald.
Am Samstag packte ich. Danach putzen wir zum letzten Mal gemeinsam das Haus, gingen in der Mall essen und wohnten dem Geburtstagsfest von Alex' Onkel - zusammen mit Angie und Gerardo - bei. Ich trank seit langem wieder einmal Alkohol (Ivonne gab mir "Ron", also Ruhm) und natürlich fuhr er mir recht schnell ein. Aber alles war gut. Wir genossen den Abend, als ob wir noch viele solche vor uns hätten und alles war perfekt.
Am Sonntag machte ich zum letzten Mal die Fitnessübungen auf dem Computer, bevor wir zur Feier des Vatertages kombiniert mit meinem Abschiedsfest aufbrachen. Wir grillierten bei Xiomara zuhause, schossen Fotos, redeten und genossen unsere letzten Momente. Alle zusammen: Wir, Ivonnes Eltern, Natalia, Xiomara, Angie, Gerardo, Alex' Mutter und sein Bruder Andy. Ausserdem bekam ich ein Geschenk, was ich echt nicht erwartet hatte. Ivonne und Alex schenkten mir eine Fussmatte mit der Aufschrift "Upe", was man in Costa Rica sagt, wenn man an eine Tür klopft und eingelassen werden möchte, einen Anstecker mit der Aufschrift "A cachete", was man sagt, wenn etwas echt toll war, und ein lässiges Sweatshirt (das sicher Ivonne ausgesucht hatte). Ich freute mich riesig. Als am Ende der Abschied anstand (ausgenommen von Alex und Ivonne) , wollte ich nicht gehen, doch ich wusste es war an der Zeit Abschied zu nehmen. Es fiel mir echt schwer, muss ich sagen. Doch ich hoffe sie bald alle wieder zu sehen.
Zuhause dann musste ich AFS anrufen, weil ich noch immer nicht wusste wie ich zum Flughafen kommen würde. Ivonne und Alex konnten mich nicht fahren, da sie arbeiten mussten und Ivonne zudem noch Autonummern - Restriktion hatte. Das hiess, dass sie mit ihrem Auto montags nicht nach San José fahren kann. Diese Restriktion gibt es, um eine Art Kontrolle über den vielen Verkehr zu erlangen.  Ausserdem: Diego war seit zwei Tagen nicht mehr erreichbar und deshalb wendete ich mich an Victoria, die Frau, die mir meine Geldrückerstattungen machte. Sie versicherte mir, dass sie die Situation lösen und mich am Montagmorgen anrufen würde. Ich war ein wenig nervös, weil alles so kurzfristig war, aber ich vertraute darauf, dass sie die Situation ausbügeln würde. Nach diesem unangenehmen Teil kam ein wenig ein angenehmerer Teil, denn ich überreichte meinen Gasteltern ihre Abschiedsgeschenke - zusammen mit einem persönlichen Abschiedsbrief, den ich ohne Stress schreiben konnte. Sie freuten sich riesig und es war ein echt schöner und inniger Moment, denn wir teilten. Ausserdem überreichte ich ihnen ein Buch über die Schweiz - mit vielen Bildern - sodass sie schon mal einen Eindruck von meinem Land bekommen, bevor sie in mein Heimatland kommen. Dies haben sie nämlich vor und ich hoffe, dass sie es so schnell wie möglich in die Tat umsetzen.
Am Montagmorgen war der Moment gekommen: Ich musste mich verabschieden. Okay, zuerst nur von Alex, der ausserhalb vom Haus arbeiten gehen musste. Ich umarmte ihn und ich wollte nicht, aber ich musste ihn gehen lassen. Zumindest weinte ich (noch) nicht. Danach verbrachte ich den Morgen mit Ivonne, die aber ebenfalls arbeiten musste und mir nur bei Dingen wie den Koffer schliessen half. Um 9.00 Uhr rief Victoria an teilte mir mit, dass ich um 13.00 Uhr im Büro von AFS sein musste und von dort aus zum Flughafen transportiert werden würde. Ivonne organisierte mir ein Taxi, das mich um 12.00 Uhr zuhause abholte. Ich verabschiedete mich von den Hunden und dann sogleich von ihr, indem ich mich in ihre Arme warf. Ich wollte sie nicht loslassen. Ich wollte nicht in das Taxi steigen. Doch ich wusste, dass ich genau dies tun musste. Es fiel mir so unendlich schwer, doch am Schluss war ich auf dem Weg nach San José. Viel bekam ich davon aber nicht mit, weil ich den ganzen Weg weinte wie ein Baby. Normalerweise war ich nicht so nahe am Wasser gebaut, aber dies ging mir so nahe. Alex und Ivonne waren meine zweite Familie und es tat so weh sie zu verlassen, unwissend wann ich sie wiedersehen würde. Das Taxi zahlte AFS, ich stieg um und pünktlich um 14.00 Uhr war ich dann beim Flughafen.
Dort traf ich auf meine belgischen Freundinnen Justine und Judith. Wir gingen gemeinsam zur Ausreisegebührstelle und danach zur Gepäckaufgabe, wo ich dank sechs Kilos Übergewicht noch eine Busse von 100 Dollars zahlen durfte. Danach verabschiedeten sie sich weinend von ihren Familien, was mich abermals zu Tränen rührte. Wir passierten die Sicherheitskontrolle und eine knappe Stunde später sassen wir auch schon im Flugzeug Richtung Madrid. Ich meldete Ivonne, dass alles gut gegangen war und liess meinen Blick ein letztes Mal über Costa Rica schweben - denn ich hatte endlich mal einen Fensterplatz. Der Flug verlief relativ ereignislos: Ich schaute Filme und ass. Um 10.00 Uhr Ortszeit kamen wir in Madrid an. Ich verabschiedete meine Freundinnen auf ihrem Gate, da ihr Flug nach Brüssel schon um 11.30 Uhr losflog, während ich viereinhalb Stunden Aufenthalt hatte. Ich ging zu Starbucks und hing rum, da das Wlan innerhalb des Flughafens auch nicht funktionierte. Um 15.40 Uhr stieg ich dann ins Flugzeug nach Zürich, wo ich neben einem älteren argentinischen Ehepaar sass. Während ich mit ihnen redete wurde mir bewusst, dass dies nun meine letzten spanischen Wörter sein würden, die ich für eine lange Zeit sprechen würde. Okay, mich erwartete ein kolumbianischer Austauschschüler, der ein Jahr in meinem Haus wohnen würde, aber ich sollte ja Deutsch sprechen mit ihm - sodass er es lernt.
Um 18.00 Uhr landete ich dann in Zürich. Während ich ausstieg, mein Gepäck abholte und Richtung Ausgang ging, wurde mir klar, dass meine Sprachaufenthalt in Costa Rica nun endgültig vorbei war. Als ich dann meine Familie erblickte, ging ich ihnen mit gemischten Gefühlen entgegen: Einerseits freute ich mich sie nach so langer Zeit wiederzusehen, andererseits spürte ich, dass ich sehr lange brauchen würde mich wieder an das Leben in der Schweiz zu gewöhnen und vor allem nicht stündlich an Alex und Ivonne sowie an die grosse Distanz, die zwischen uns lag, zu denken. Ich vermisste sie - seit ich ihr Haus verlassen hatte. Und ich werde sie immer vermissen - egal wie viel Zeit vergehen wird. Sie haben mir so unendlich viel gegeben und ich bin ihnen so dankbar dafür. Ich glaube ich bin ein Stück erwachsener geworden in diesem halben Jahr und habe einiges fürs Leben gelernt. Diese Erfahrung war für mich ein Wechselbad der Gefühle, aber vor allem eines: Einzigartig. Niemals in meinem Leben werde ich wieder so etwas machen und ich bin überglücklich, dass ich dies alles erleben durfte. Dass ich so viel von diesem traumhaften Land sehen durfte. Dass ich so viele neue Menschen kennenlernen durfte. Dass ich in eine neue Kultur eintauchen durfte. Dass ich einen Teil meines Herzens in Costa Rica lassen durfte - bei Menschen, die ich über alles liebe und niemals vergessen werde.
Somit schliesse ich meinen Blog über mein Semester in Costa Rica. Nur noch eines: PURA VIDA Y NOS VEMOS, COSTA RICA.


In Tortuguero am Strand

Nationalpark von Tortuguero

Unser "Zimmer" im Hotel

Sonnenuntergang auf dem Fluss

Abschied von der Arbeit

Botanischer Garten Lankester

Playa Manuel Antonio

Am Strand des Nationalparks

Im Feuchtwald

Am Strand in der Karibik

Playa Punta Uva

Playa Puerto Viejo

Monteverde

Papagei "Lora"

Bungee Jumping

Nebelwald in Santa Elena

Geburtstagsfest von Alex' Onkel

Abschiedsfest mir der Familie

Costa Rica von oben

Wiedersehen mit der Familie




 

 

 

 

 

 

 

 

 






 

 
 
 
 
 
 
 

 


Mittwoch, 27. Mai 2015

Time flies


8. Mai – 27. Mai 2015
Meine Zeit hier in Costa Rica neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu. Mittlerweile bleibt mir nur noch ein Monat in diesem wundervollen Land - mit diesen wundervollen Menschen. Es fällt mir oftmals schwer den Moment zu geniessen und nicht daran zu denken, dass ich bald gehen muss. Doch genau dies muss ich jetzt tun: Jeden Moment auskosten und nicht an morgen denken.
Demnach habe ich mir auch alle verbleibenden Wochenenden ziemlich verplant, sodass mir folglich wenig Zeit bleibt jemanden zu besuchen oder mich mit Freunden zu treffen. Doch ich glaube es ist gut so. Ich würde es nämlich bereuen heimzukehren, ohne dass ich viel vom Land gesehen hätte. Und, wenn ich rumreise, bin ich ja nie allein – ich verbringe dann auch Zeit mit der Familie oder Freunden.
Aber nun zu meinen Erlebnissen in den vergangenen drei Wochen…
Das zweite Maiwochenende verlief  sehr ruhig und entspannt. Am Samstag war es wieder einmal an der Zeit das Haus zu putzen und mit meiner Schweizer Familie zu skypen. Danach blieb noch eine Menge Zeit zum entspannen und nichts tun. Ich genoss die Zeit zuhause mit meiner Familie – denn dies war gleichzeitig der letzte Tag, der nicht völlig verplant war mit Aktivitäten (so wie es die kommenden freien Tage sein würden). Am Abend schauten wir einen Film, redeten und waren einfach froh zusammen zu sein – hier und jetzt.
Am Sonntag ging es dann mit Ivonnes ganzer Familie (endlich mal!) auf den sozusagen vor der Haustüre liegenden Vulkan Irazú. Da Touristen viel teurer bezahlen wie Einheimische (fast das Vierfache!), wollten Alex und Ivonne mich als Costaricanerin rein schmuggeln. Leider aber flog ich aufgrund meiner blauen Augen und der weissen Haut, die der Parkwächter durch das Autofenster wahrnahm, sofort auf und durfte den vollen Preis für den Eintritt bezahlen. Naja, ein Versuch war es wert… Das Wetter auf dem Vulkan war hervorragend – keine Wolke stand am Himmel -  so konnte man problemlos den Krater und die Lagune betrachten. Danach zeigte mir Mario verschiedene tropische Pflanzen, während wir im Nationalpark spazieren gingen. Ausserdem stieg ich auf den höchsten Punkt des Vulkans hinauf, der über 3000 Meter über Meer liegt – noch nie war ich so hoch oben! Anschliessend genossen wir den Ausblick, picknickten im Nationalpark und atmeten die frische Bergluft ein. Alles in allem: Ein perfekter Sonntag.
Die folgende Woche ging es wieder an die Arbeit – doch dieses Mal mit einer Veränderung, denn ich begann als mein persönliches Projekt deutsche Kinderlieder zu unterrichten. Am Anfang waren die Kinder reichlich verwirrt, da sie nicht verstanden, was ich sang. Doch sie lernten richtig schnell und sprachen die deutschen Wörter schon nach kurzer Zeit sehr gut aus. Mir persönlich fiel es auch leicht. Ich hatte keine Scham vorzusingen, obwohl ich ja wirklich keine gute Sängerin bin. Ausserdem macht es mir Spass täglich mit den Kinder zu singen und ihre Fortschritte zu sehen. So ist der Arbeitstag auch weniger eintönig und bietet mehr Abwechslung.
Insgesamt bringe ich den Kindern drei Lieder bei: Zwei deutsche („Finger Familie“ und „Wenn du fröhlich bist“) und ein schweizerdeutsches („Oh du goldigs Sünneli“), wobei sie weitaus mehr Probleme mit der Betonung der schweizerdeutschen Wörter haben. Aber am meisten Probleme haben wohl die Lehrerinnen, denn keine der beiden bringt es fertig die Wörter „Sünneli“ oder „schine“ einigermassen akzeptabel auszusprechen. Dies wiederum ist witzig für die Kleinen und mich und sorgt für eine lockere und spassige Atmosphäre im Klassenzimmer. Nebenbei glaube ich, dass es der Mehrheit der Kinder Spass macht die Lieder zu lernen und zu hören wie ich in meinem Land spreche. Natürlich hat es immer einige, die nicht mitmachen möchten bzw. nicht singen oder nicht still sitzen und zuhören können. Aber dies ist normal, denke ich.
Ausserdem ging ich jeden Tag sechs Kilometer joggen, um mich auf den „Perrocross“ des folgenden Sonntags vorzubereiten, wo ich zusammen mit Mia teilnehmen würde. Der Muskelkater war grauenhaft anfangs, doch glücklicherweise besserte der Schmerz stetig von Tag zu Tag.
Am Donnerstag passierte mir noch eine Dummheit: Ich verlor eine der DVD‘s des Fitnessprogrammes, das ich mache. Draussen. Im Regen. Klar, dass mir Alex sagte, dass er mir nie mehr eine leihen würde, bis ich nicht die andere wieder fände. Ich suchte und suchte, fand aber nichts. Und ich schämte mich endlos.
Am folgenden Wochenende besuchte ich am Samstag mit einer Tour des Unternehmens „Calypso“ die Insel Tortuga im Pazifik. Zusammen mit Mila, ihrem Ehemann Humberto (der normalerweise auch für „Calypso“ arbeitet) und Génesis - sowie mit etwa 30 Gringos und einigen Einheimischen - genoss ich die Reise im Katamaran und danach den Aufenthalt auf der Insel, die ein echter Traum ist. Ein wenig erinnert sie mich an eine dieser karibischen Insel aus „Fluch der Karibik“ – grüngesäumte Felsen, umgeben von türkisfarbenem Meer. Am Vormittag dann fuhren wir mit einem Boot von der Insel zu einem Felsen, wo wir Schnorcheln gehen konnten. Es war das erste Mal für mich und eine tolle Erfahrung, wenn ich auch eingestehen muss, dass Schnorcheln kein Sport für mich ist. Mit der Zeit begann mich nämlich die Taucherbrille inklusive Schnorchel echt zu drücken, was dazu führte, dass ich am Ende von Kopfschmerzen und leichter Übelkeit geplagt wurde. Nichtsdestotrotz konnte ich prächtige Fischschwärme unter Wasser beobachten, was richtig cool war. Nach einem vorzüglichen Vier – Gänge – Menu auf der Insel (da unter freiem Himmel zubereitet) kam ich noch in den Genuss eines Banana – Boat – Rides. Leider aber zogen bereits Wolken am Himmel auf und der Wellengang nahm zu – ein Gewitter war im Anmarsch. Deshalb kürzten wir nach einem Sturz vom Banana – Boat diese Aktivität ab (vor allem weil es auch zu gefährlich wäre, falls der Wellengang noch stärker zunehmen würde). Dafür blieb uns immerhin noch ein wenig mehr Zeit am Strand.
Plötzlich aber zogen Blitze über den Himmel, Donner dröhnten aus der Ferne und ein Platzregen fuhr auf uns nieder. Alle wussten: Es war an der Zeit aus dem Wasser zu kommen und den Rückzug anzutreten. Und so war es dann auch: Mitten im Gewitter wurden wir mit Booten zum Katamaran chauffiert, wo wir dann von einem schaukelnden Boot zum anderen wechseln mussten. Ein wenig Angst jagte mir das ganze Szenario schon ein (in einem kleinen Boot - im Sturm - auf dem Ozean!), doch auf der Rückfahrt beruhigte sich das Gewitter recht rasch. Der Nachteil war, dass ich völlig durchnässt (auch mein Rucksack und die Wechselkleider trieften) in Puntarenas ankam und so noch zwei Stunden frierend im Bus verbrachte, bis ich endlich in Cartago ankam. Trotz unvorhersehbarem Klimawechsel war die Reise ein Erfolg.
Am  Sonntag startete ich dann bei traumhaften Wetter mit Mia am „Perrocross“. Wie immer war ich supernervös vor dem Rennen, vor allem, weil ich noch nie zuvor mit einem Hund gerannt bin. Das Rennen an sich war das strengste Rennen, das ich je gerannt bin. Da die Piste sich in den Bergen (nahe Cartago) befand und durch Wald und Fluss führte, war unglaubliches Durchhaltevermögen und Ausdauer von Nöten. Schon nach kurzer Zeit ging mir die Luft aus, was unter anderem auch daran lag, dass ich mir nicht gewöhnt bin auf 2200 Metern über Meer Ausdauersport zu betreiben. Ausserdem war Mia nicht so drauf aus schnell zu rennen und ich musste sie immer wieder motivieren – das macht ebenfalls müde. Kurz vor dem Ziel (nachdem Mia und ich den Fluss passiert hatten) kam eine Steigung von mehr als 15%, bei der ich einfach kurz innehalten und gehen musste – ich konnte einfach nicht mehr. Am Ende dann kamen wir ausgelaugt im Ziel an – auch Mia hatte keine Kraft mehr vorrätig, erholte sich aber recht schnell.
Unterdessen gab Alex Vollgas und gewann zum dritten Mal in Folge den „Perrocross“ – mit grossem Abstand. Mit Ivonne, Valentina, Gerardo und Angie genoss ich danach noch die Atmosphäre des Anlasses – eine riesige Menge an Leuten um die Piste versammelt und alle mit ihren Hunden: gross und klein, lang – und kurzhaarig, dünn und dick. Ist eine klasse Idee ein solcher Perrocross! Hat mir echt gefallen teilzunehmen.
Schlussendlich wohnten wir der Rangverkündigung bei. Alex (wie schon erwähnt) auf dem ersten Platz der Kategorie Männer, Valentina auf dem zweiten Platz der Kategorie Kinder und ich auf dem fünften Platz der Kategorie Frauen. Objektiv betrachtet ist es eine hervorragende Leistung den fünften Platz unter 103 Teilnehmerinnen zu erreichen (vor allem, weil ich zum ersten Mal an einem solchen Event teilnahm), dennoch war ich enttäuscht so knapp das Podest verpasst zu haben. Auf der Rückfahrt machte ich meinem Ärger Luft, was nur dazu führte, dass sich Alex und Gerardo über mich lustig zu machen begannen. Ich weiss, dass meine Reaktion lächerlich war, aber ich konnte mich in dem Moment einfach nicht bremsen, da ich ehrlich gesagt eine echt schlechte Verliererin bin.
Nachdem ich geduscht hatte, ging es mir schon ein wenig besser (auch wenn ich mich noch immer ärgerte) und wir fuhren zu Xiomaras Haus, wo Ivonnes ganze Familie sowie Angie, Gerardo und Valentina zum Grillieren kamen. Das Fleisch war ausgezeichnet und ich genoss das Zusammensein in der Familie – trotz meiner Niederlage.
Ach ja: Alex gestand mir, dass er die Fitness – DVD bereits am Donnerstag wieder gefunden hätte. Ich schämte mich in Grund und Boden und fragte mich abermals wie das passieren konnte. Wunderlicherweise war er aber nicht wütend, nein. Er sagte mir, dass er mir von nun an drei Mal die Woche die DVD’s leihen würde – nämlich die Tage, an denen ich nicht Vertikaltuchkurs habe. Und am Wochenende sollte ich entspannen. Ich sei nämlich schon wieder „besessen“ vom Krafttraining geworden und er möchte dies hiermit bremsen. Dieses Abkommen war für mich in Wirklichkeit echt okay und ich liess mich auf den Deal ein. Besser als gar keine DVD’s mehr!
Die folgende Woche besuchte ich unter anderem Alex‘ Mutter Eloisa, die mir schon ans Herz gewachsen ist. Eine so starke, liebevolle, fürsorgliche und gutmütige Person ist echt unersetzbar. Es tut mir gut mit ihr zu sprechen, auch bezüglich Alex, denn da sie seine Mutter ist, versteht sie ihn besser wie jeder andere und kann mir hilfreiche Ratschläge geben (wie ich mich verhalten sollte, was ich nicht so ernst nehmen sollte etc.).
Das letzte Wochenende fuhr ich zusammen mit meiner Kontaktperson Diego, seiner besten Freundin Tatiana und der ungarischen Austauschschülerin Zsófi nach Malpa
ís (Halbinsel Nicoya, Puntarenas) an den Strand. Da aber die Europäerinnen zu spät kamen, verpassten wir den direkten Bus freitags um 14.00 Uhr in San José und mussten so zuerst mit dem Bus nach Puntarenas fahren, dann auf die Fähre nach Paquero wechseln, von dort mit dem Bus nach Cobano und danach nochmal in einen Bus nach Santa Teresa umsteigen. Wir hatten aber leider Pech und verpassten die Fähre um 17.00 Uhr abermals, was dazu führte, dass wir erst um 20.00 Uhr wieder eine Fähre hatten, und uns schlussendlich dazu zwang in Paquero zu übernachten – denn nach 22.00 Uhr fuhren keine Busse mehr. Dies war aber nicht weiter schlimm und wir erreichten am Samstag kurz vor Mittag unser Hotel in Santa Teresa (weil wir knapp eineinhalb Stunden auf einen Bus in Paquero warten mussten).
Den Nachmittag verbrachten wir am Strand, der einfach wunderprächtig ist – genauso wie man sich einen tropischen Strand vorstellt. Palmen mit Hängematten, eine Strandbar, feiner Sand und das klarblaue Meer, das bis zum Horizont reicht. Das einzige Negative waren die hohen Wellen, die mich einige Male mitnahmen und auf den Strand zurückschleuderten – bis ich lernte unter ihnen durch zu tauchen, bevor sie sich brachen. Ich schoss eine Menge Fotos, kletterte auf einen Stein, der von Wellen umgeben und von einer Horde Krebse besiedelt war (die aber glücklicherweise vor mir flohen) und nützte ein Vertikaltuch, das an einer Palme befestigt war, um ein wenig Akrobatik zu praktizieren. Am Abend kochten wir und besuchten danach noch eine Bar, was aber nicht allzu spannend war, da es kaum Leute und nur prähistorische Latinomusik hatte.
Am Sonntag ging es abermals an den Strand, bevor wir dann auch schon die Rückreise antraten. Die Hitze war unerträglich, vor allem, weil uns nun kein Meer mehr zum Abkühlen zur Verfügung stand. Wir speisten in Cobano und nahmen dieses Mal den direkten Bus nach San José. Auf der Fähre konnten wir einen der  schönsten Sonnuntergänge auf dem Pazifik beobachten – einfach „precioso“. So was Schönes bekommt man nur selten zu Gesicht! Ich erhoffte mir nicht allzu spät zuhause anzukommen, doch meine Hoffnungen wurden leider nicht erfüllt. Denn der Busfahrer des Busses von Puntarenas nach San José lenkte sein Vehikel im Schneckentempo und so kamen wir erst gegen 22.00 Uhr in Cartago an – zudem noch im Regen des Jahrhunderts. Wieder einmal durchnässt kam ich um 22.30 Uhr zuhause an, räumte kurz meine Dinge auf und ging danach schlafen.
Dennoch war ich total übermüdet am nächsten Morgen – das Wochenende in der Hitze des Strandes und die über fünfstündige Reise forderten ihren Preis. Nichtsdestotrotz ging es wieder zur Arbeit. Doch ich blicke positiv in die Zukunft, den mittlerweile verbleiben mir nur noch zwei Wochen im CEN – CINAI. Das halte ich noch durch. Das klingt jetzt vielleicht ein wenig hart, aber um ehrlich zu sein, auch wenn die Kinder echt süss sind, wäre dies niemals ein Beruf für mich. Zu eintönig, zu perspektivenlos und zu mühsam mit den schlecht erzogenen Kleinen. Jedoch schätze ich es, dass ich diese Erfahrung machen und viele neue Menschen (Kinder, Eltern, Lehrerinnen, Köchinnen) kennenlernen durfte.
So, das wäre es wieder einmal von mir. Nächstes Wochenende geht es mit dem „Centro de Aprendizaje International“ (eine Unterorganisation von AFS Costa Rica) nach Tortuguero – einen Nationalpark in der Karibik. Darauf freue ich mich – und auf alles, was sonst noch kommen mag.

 


Vulkan Irazú

Mit Ivonne & Alex

Mit Natalia & Alexandra im Nationalpark

Isla Tortuga

Am Strand

Perrocross

Mit Mia

Akrobatik in Malpaís

Auf dem Krebs - Felsen


Sonnenuntergang

Mit Tatiana, Zsófi & Diego
 

Mittwoch, 6. Mai 2015

Von Nicaragua bis zur Karibik

9. April - 6. Mai

Hallo! Da bin ich wieder. Es ist schon etwas länger her seit meinem letzten Post und darum gibt es einiges aufzuholen. Legen wir also gleich los!
Das zweite Wochenende im April verbrachte ich mit nichts tun. Alex und Ivonne waren den ganzen Tag damit beschäftigt ihr neues Auto abzuholen, zu bezahlen etc., dass ich alleine zuhause rumsass. Ehrlich gesagt fühlte ich mich vernachlässigt und ja, alleine - und spürte wie ich in den Tag verschwendete. In dem Moment wurde mir auch klar, dass ich nicht mal mehr drei Monate hier sein würde und noch nicht all zu viel vom Land gesehen hatte - unteranderem, weil Alex und Ivonne mir noch kaum was gezeigt hatten. Ich wusste, ich musste etwas tun. Nämlich: Mich selber organisieren. Am darauffolgenden Tag, nachdem wir vom Mittagessen im Hause von Alex' Schwester heimgekehrt waren, sprach ich meine Gasteltern auf das Thema an. Ich fürchtete mich davor, aber das Gespräch entwickelte sich sehr positiv und all meine negativen Emotionen vom Tag zuvor verflogen.
Sie legten mir dar, dass sie mir gerne mehr zeigen würden, aber dass es einfach nicht möglich war - einerseits aus Zeitgründen (da beide 100% arbeiteten) und andererseits aus Kostengründen. Das verstand ich natürlich. Dennoch versprachen sie mir, dass sie mir dreimal einen entfernten Ort zeigen werden - ganz sicher das letzte Wochenende am Strand in der Karibik, den Vulkan Arenal und dann noch etwas nach meiner Wahl. Ansonsten müsste ich mich mit anderen Voluntarios oder Freunden aus Cartago arrangieren. Es gäbe da nämlich einen Tagestrip zur Isla de Tortuga im Pazifik, der ganz toll sein sollte. Ausserdem organisiert das Komité von Cartago eine dreitägige Reise zum Nationalpark Tortuguero in der Karibik. Mit grosser Wahrscheinlichkeit werde ich beidem beiwohnen - so sehe ich zwei der schönsten Orte Costa Ricas - auch wenn meine Familie nicht dabei sein wird.
Zudem begann ich dann auch gleich schon am folgenden Tag mich für die letzten zwei Wochen, in denen ich Ferien haben werde, mit Freundinnen von AFS zu organisieren - auf keinen Fall möchte ich einen weiteren Tag meines Aufenthaltes verschwenden.

Am darauffolgenden Mittwoch ging es dann auch schon in den "Mid - Stay" mit AFS. Alle, die ein halbes Jahr bleiben würden, trafen sich so am Morgen früh im Büro von AFS in San José (einige mit einem üblen Kater, weil sie am Vorabend feiern waren). Der erste Tag sah so aus, dass wir unsere Erfahrungen präsentierten und zum wiederholten Male über kulturelle Differenzen bzw. Probleme diskutierten. Es war nicht superspannend, aber zumindest sah ich viele meiner Freunde wieder und konnte mich mit ihnen unterhalten.
Am Donnerstag ging es dann endlich los nach Nicaragua. An die zehn Stunden fuhren wir im Bus (mit kleinen Pipistopps und einem längeren Immigrationsaufenthalt an der Grenze) nach Granada - eine wunderschöne Stadt im spanischen Kolonialstil. Eine Hitze wie noch nie zuvor gefühlt und ein luxuriöses Hotel mit Pool sowie klimatisierten Zimmern erwartete uns. Den ersten Abend verbrachten wir durch die Stadt schlendernd und in einem guten Restaurant essend - alles war echt nach unseren Wünschen. Die einen verbrachten dann noch die halbe Nacht draussen (mir Alkohol natürlich), während ich mein Bett bevorzugte.
Am Freitag machten wir zuerst eine Bootstour auf dem Nicaraguasee, der voller kleiner bewohnter Inseln und exotischer Tieren ist. Mich erinnerte es ein wenig an die Everglades in Florida, die ich vor beinahe drei Jahren besuchte. Danach ging es weiter in die Hauptstadt Managua, wo wir den kleinen zugehörigen See sowie den grossen Hafen am bereits bekannten Nicaraguasee besichtigten. Die Hitze war echt drückend und es wehte leider nur ein leichter Wind am Hafen. Dennoch nutzen wir die Zeit, um viele schöne Erinnerungsfotos zu schiessen. Am Abend waren wir wieder zurück in Granada, wo wir eine klasse Kutschenfahrt in Pferdekutschen geniessen durften und dann alle zusammen einen nicaraguensischen Club von innen zu sehen bekamen. Für viele war dies der Höhepunkt der Reise, aber mich beeindruckte das ganze sichtlich wenig - was natürlich darauf zurückzuführen war, dass mir der Lärm, das Gedränge und der Alkohol in Clubs wenig zusagt.
Am Samstag bestiegen wir dann den nahgelegenen Vulkan Masaya. Schwitzend wie ein Haufen Schweine kamen wir oben an, jedoch wurden wir mit einer atemberaubenden Aussicht auf die karge Berglandschaft belohnt. Die Fotokameras blitzen nur so, versteht sich. Anschliessend ging es weiter auf einen typischen Markt - ein Labyrinth voller rotzsbilliger Ware. Ich kaufte mir kulinarische Spezialitäten, Schmuck und ja... Schuhe. Als Abschluss durften wir uns in die Fluten des Masayalagune werfen und einfach mal entspannen. Zudem hatte es Kajaks zur Verfügung, mit denen wir auf der Lagune rumkurven durften. Alles in allem: Paradisisch. Am Abend genossen wir ein weiters vorzügliches Abendessen in Granada und verbrachten den Rest der Zeit im Hotel - da uns aufgrund Lärmbelästigung verboten wurde nochmals in den Ausgang zu gehen. Was mich im Vergleich zum Rest der Truppe - logischerweise - nicht im geringsten störte.
Am Sonntag ging es auch schon wieder heimwärts. Jedoch machten wir frühmorgens einen zweistündigen Halt am Strand San Juan del Sur, was den Erfolg der Reise noch komplettierte. Müde, aber unendlich zufrieden, kam ich spätabends in Cartago an. Ich habe die Reise extrem genossen - auch, weil ich viele meiner Freunde wiedergesehen und noch besser kennengelernt habe.
Unter der Woche dann begann die Lehrerin Isabel, die sich den Arm gebrochen hatte, wieder zu arbeiten - und ich mit ihr. Obwohl ich anfangs traurig war, dass Stephanie nicht mehr im CEN - CINAI arbeitet (sie ist wieder ins CINAI in Cartago Centro zurückgekehrt), geniesse ich den Unterricht mit Isabel. Sie ist bereits etwas älter (und hat darum echt viel Erfahrung mit den Kleinen), hat sieben eigene Kinder und ist einfach eine witzige Person, mit der die Zeit schneller vergeht.
Am folgenden Wochenende begleitete ich Alex und Ivonne nach Puerto Viejo in der Karibik, wo sie einen "Gringo - Freund" mit seinen Hunden abholten, um sie nach Heredia zu bringen (in eine Art Hundehotel). Dies, weil Randy (so heisst der Freund übrigens) alle sechs Monate zurück in die Staaten reisen muss und niemanden hat, der sich um seine Hunde kümmert. Wir fuhren bereits um vier Uhr morgens los, wobei ich um zwei Uhr aufstand, um vorher noch Sport zu machen. Das Resultat davon: Ich schlief fast den ganzen Hinweg. Als wir ankamen, frühstückten wir und genossen einen Moment den Strand, obwohl es bewölkt war - dann holten wir auch schon Randy (sowie die Hunde) ab und machten uns auf den Rückweg. Wie soll ich die Heimfahrt nun beschreiben? Witzig? Verrückt? Chaotisch? Ein wenig von allem. Denn Randy als Person ist das grösste Chaos, das ich je gesehen habe. Er lebt alleine in den Bergen bei Puerto Viejo, ernährt sich nur von selbst angebauten Früchten, Gemüse (und Reis natürlich), duscht sich nicht, hat weder Fernseher noch Licht in seiner Hütte, weil er ohne Strom lebt und ist superhippiemässig in seinen Überzeugungen. Beispielsweise hatte er einen riesigen Sack quadratischer Bananen (eigentlich Kochbananen) bei sich - als Nahrung für die Hunde. Aber auch er ass welche auf der vierstündigen Fahrt und warf danach die Schale aus dem Fenster. Anmerkung: Nicht auf der Landstrasse oder im Regenwald, nein, in Heredia Centro. Oder er bestand drauf seinen Rucksack vorne bei sich zu haben, weil sein Essen darin verstaut war. Obwohl der Rucksack richtig dreckig und voller Ameisen war. Oder er zog sich die dreckigen Socken und Schuhe aus und verteilte sie quer über den Rücksitz. Die wirkliche Spitze aber war, als wir bereits wieder zuhause ankamen und Randy bei einem Freund in Cartago abgesetzt hatten. Denn, als ich aussteigen wollte, fand ich ein offenes Glas voller Reis unter dem Sitz. Und logischerweise war das Glas schon zur Hälfte leer, weil der Reis kreuz und quer unter dem Sitz verteilt war. Ja, die Reise war witzig, verrückt und chaotisch. Noch immer reissen wir zuhause Witze darüber wie unmöglich das ganze Szenario gewesen war. Und mir wurde so auch klar, dass ich niemals mit jemandem wie Randy zusammen leben könnte - so katastrophal chaotisch war nicht mal ich. Krass müde von der Reise (und dem vielen Lachen) gingen wir so bereits um 18.00 Uhr schlafen.
Am darauffolgenden Tag entspannten wir, putzen das Haus (meine Lieblingsaktivität...), nahmen an einem Familienpicknick vom AFS Komité Cartago teil und besuchten die Mama von Alex. Ich freute mich die Familie meiner Freundin Franzi kennenzulernen - genau so wie auch Alex' Mutter Eloisa wieder mal zu sehen. Die Stimmung war locker, alles war gut - ein toller Sonntag in Cartago.
Hier muss ich noch anmerken, dass sich die Beziehung zwischen meinen Gasteltern und mir seit diesem Wochenende nochmals stark verbessert hat. Wir verstehen und kennen uns schon unglaublich gut - das fühlt sich einfach schön an.
Ausserdem fühle ich mich gut umsorgt bei ihnen, auch wenn ich nicht immer zufrieden bin mit dem, was sie tun oder sagen. Beispielsweise hat mir Alex letzte Woche die Fitnessdisks weggenommen, weil er Angst hatte, dass ich "abhängig" werde. Dies weil ich tatsächlich um 2.00 Uhr aufgestanden war, um jene Kraftübungen zu machen. Er meinte, wenn ich eine Woche ohne Sport aushielte und so meine "Besessenheit" kontrollieren lerne würde, bekäme ich sie wieder zurück. Und genau so war es auch. Obwohl ich noch immer bestreiten würde, dass ich besessen bin - es ist mir einfach sehr wichtig, dass ich mich sportlich betätige. 
Das letzte Wochenende war ein weiterer Erfolg. Nachdem ich einen weiteren Tag mit Magenproblemen zuhause geblieben war (das Abendessen aus Milch und Bananen ist mir nicht gut bekommen) reiste ich zusammen mit Angie, Gerardo, Valentina, Ivonne und Alex für drei Tage zum Vulkan Arenal. Wir übernachteten in einem Hotel mit direktem Blick auf den Vulkan - zudem mir Pool und heissen Thermalquellen zum baden.
Am Freitag (1.Mai und somit Feiertag) besuchten wir eine Art landwirtschaftliche Messe, kauften Souvenirs (endlich fand ich Postkarten!) und entspannten im Hotel.
Am Samstag dann unternahmen wir eine Bootsfahrt auf dem Arenalsee, welche einfach nur traumhaft schön war. Wir konnten die besten Bilder vom Vulkan schiessen (danke Wetter!) und die Natur geniessen. Es war echt ein Traum. Danach besuchten wir noch den Nationalpark des Vulkans und genossen erneut den Pool und die Thermalquellen im Hotel. Gemütlich sassen wir abends zusammen und ich fühlte mich einfach toll - so richtig Ferienstimmung kam auf.
Am Sonntag blieb noch ein wenig Zeit uns zu sonnen - das Ambiente zu geniessen - und dann ging es auch schon wieder zurück nach Cartago. Alex und ich holten uns noch einen leichten Sonnenbrand - ein kleines, unerwünschtes Souvenir, das wir mitnahmen. Auf der Heimreise spassten wir viel und hatten es superlustig im Auto. Meiner Meinung nach hätte nicht besser sein können!
Nun hat leider wieder der normale Alltag begonnen. Aber ich bin glücklich. Ich versuche jeden Moment auszukosten - zu geniessen. Mir bleiben noch knapp zwei Monate hier und ich will so viel möglich erleben und alles in mir aufnehmen - so dass diese Zeit unvergesslich für mich bleibt.

San Juan del Sur
 
Vulkan Masaya

Granada

AFS - Semester - Gruppe

 

Puerto Viejo
Vulkan Arenal


Unser Hotel

Family on tour


 .

Mittwoch, 8. April 2015

Strand & Berge

19. März - 8. April

Hier bin ich wieder mit meinem Blog. In der Schweiz hält langsam, aber sicher der Frühling Einzug, während hier in Costa Rica das Klima noch ein und dasselbe ist. Okay, ein paar warme (wenn nicht sogar heisse) Tage konnten wir verzeichnen, aber so radikale Jahreszeiten wie in der Schweiz gibt es auf diesem Flecken Erde nicht. Eigentlich wird nur zwischen Trocken - und Regenzeit unterschieden - November bis März ist Trockenzeit und April bis Oktober ist Regenzeit. Demnach werde ich in nächster Zeit wohl mit viel Regen Vorlieb nehmen müssen.
Mit Regen in Kontakt bin ich auch am Samstag vor drei Wochen gekommen, als ich mit meiner Familie in den Bergen nahe San José zu einem Rennen (20km) von Alex fuhren. Während er im Platzregen draussen startete, blieben Ivonne und ich im trockenen Auto sitzen und versuchten uns die Zeit irgendwie zu vertreiben. Jedoch musste ich so dringend auf Toilette, dass ich das sichere Auto doch verlassen musste. Leider fand ich dann auch die Toilette nicht und endete schlussendlich im Wald, wo mich glücklicherweise keine Schlangen oder ähnliches angriffen. Dennoch war ich durchtränkt, als ich wieder ins Auto stieg. Ironischerweise hörte es nur Minuten später auf so heftig zu regnen und wir konnten mit einigen Bekannten in Ruhe auf Alex warten - der als Zweiter ins Ziel einlief. Gratulation! Und er wirkte nicht mal so wirklich erschöpft! Danach gings noch kurz in den Price Smart Pizza essen und Energie auftanken (auf jeden Fall Alex - ich habe ja jetzt nicht so viel getan). Zuhause dann warf ich einen Blick auf die Früchte, die ich am Morgen zusammen mit Xiomara auf der "Feria" (ein Gemüse - und Früchtemarkt in Cartago) gekauft hatte - denn es hatte viele exotische darunter, deren Namen ich schon wieder vergessen habe. Die meisten schmeckten ganz gut, kann ich jetzt im Nachhinein sagen, aber die Ananas und die Wassermelone konnte bis jetzt noch keine toppen. Dennoch war es echt schön über den Markt zu schlendern, die Geschäftigkeit der Verkäufer und Käufer mit zu erleben und ab und zu einen Halt einzulegen, um z.B. Kokosnussmilch zu probieren.
Am Sonntag blieben wir wieder einmal zuhause, ich skypte mit meiner Familie und entspannte mich von der strengen Arbeitswoche.
In der nächsten Woche lernte ich Stephanie kennen - die Vertretung für die Lehrerin mit dem gebrochenen Arm. Wir verstanden uns von Anfang an ziemlich gut und ergänzen uns so auch in der Arbeit. Ebenfalls gut ist, dass ich die Gruppe gewechselt habe und dadurch jetzt alle Kinder kenne, die ins CEN-CINAI kommen. Zudem sind diese Kinder ein wenig ruhiger und gehorsamer wie die der anderen Gruppe. Die Arbeit gefällt mir, aber ich merke bereits wie meine Motivation von Tag zu Tag nachlässt - die Kinder geben viel Arbeit,
machen einfach nicht das, was du gerne hättest, und die Aktivitäten sind jeden Tag dieselben und so ziehen sich die acht Stunden halt ziemlich krass in die Länge.
Aber immerhin nutzen wir nun auch den Spielplatz hinter dem Haus, den Mila (die andere Lehrerin) nicht benutzen wollte, weil ein Spielgerät kabutt ist. Meiner Meinung nach ist es aber wichtig, dass die Kleinen ein wenig Sonne & Vitamin D tanken - man muss halt einfach aufpassen, was sie tun.
Am Ende der Woche war ich echt erschöpft und freute mich auf die kommende Karwoche bzw. Semana Santa. Am Samstag ging ich zu meinem Tuchakrobatik bzw. Acrotelaskurs, den ich jeweils zweimal die Woche in Cartago Centro besuche und eine gute Abwechslung zum Geräteturnen bildet.
Am Sonntag verbrachte ich mit Franzi und Noel aus Deutschland einen Nachmittag in San José - chillen, essen und Deutsch sprechen waren da die Hauptaktivitäten.
Montag und Dienstag verbrachte ich zuhause und plante, was ich gerne von Costa Rica sehen würde. Denn mir wurde bewusst, dass ich noch kaum was vom Land gesehen hatte, obwohl bald schon die Hälfte meines Aufenthalts vorbei war. Viele meiner internationalen Freunde waren schon verplant: Die einen reisten gemeinsam, die einen verbrachten Ferien am Strand und wieder andere fuhren sogar nach Panama mit der Familie. Da aber meine Eltern arbeiten mussten, merkte ich, dass ich mein "Reisen" selber organisieren musste.
Ich fühlte mich gestresst, denn natürlich waren bereits alle Hostels belegt, was eine Reise zu einem Strand, wo bereits andere AFS - Leute waren, auschloss. Ich fürchtete, die ganze Semana alleine zuhause zu verbringen.
Zum Glück aber rief mich Mila an und fragte, ob ich mit ihr, ihrem Mann Humberto und der achtjährigen Génesis nach Guanacaste (Pazifikfiküste) an den "Playa del Coco" fahren möchte für einen Tag. Natürlich sagte ich zu, schlief bei ihnen zuhause, sodass wir am Morgen früh (um 5.00 Uhr) aufbrechen konnten. Die fünfstündige Fahrt führte raus aus dem grünen "Valle Central" und rein in die trockene, steppenartige Landschaft Guanacastes - mit sehr heissen Temperaturen inklusive. Ich fühlte mich unglaublich, als ich endlich am Strand ankam und mich zusammen mit Génesis in die Wellen stürzen konnte. Wir amüsierten uns echt gut zusammen und genossen die Atmosphäre.
Das Problem aber leider war, dass Humberto Fremdenführer ist und wir so nach nur eineinhalb Stunden am Strand bereits wieder aufbrechen mussten, um Hotels zu besichtigen (also Humberto besichtigte sie - wir mussten im Auto ohne Klimaanlage warten). Am Ende hoffte ich, dass uns nochmals ein wenig Zeit am Strand bliebe, aber zu meiner Enttäuschung war um 15.00 Uhr bereits wieder die Rückreise angesagt. Müde von den insgesamt zehn Stunden Autofahrt und auch enttäuscht von der kurzen Zeit, die mir am Strand zu Verfügung gestanden hatte, erreichte ich so gegen 21.00 Uhr mein Zuhause in Cartago. Ich war wirklich nicht zufrieden, dass ich eine so lange Reise auf mich genommen hatte, um dann nur so kurz am Strand zu verweilen - aber schlussendlich musste ich mich glücklich schätzen, dass mich Mila mitgenommen hatte und ich zumindest einmal den Strand gesehen hatte - auch wenn das ganze Vorhaben alles andere als entspannend gewesen war.
Am Donnerstag ging ich zusammen mit Ivonne und ihrer Familie zu einem kleinen See nahe des Vulkans Irazu Forellen fischen und danach picknicken. Es machte richtig Spass zusammen mit meinem "Grossvater" Mario zu fischen (ausser das Töten war echt grausam), die Fische zuzubereiten und danach bei einem gemütlichen Beisammensein "Ceviche" (roher Fisch mit Zwiebelen und Tomaten) und gebratene Forelle mit Reis und Salat zu essen. Kurz vor dem Essen stiess auch Alex noch dazu, da er am Morgen arbeiten musste. Am Ende verbrachten wir den ganzen Nachmittag an dem friedlichen See, schossen Fotos, genossen die Sonne, redeten viel und amüsierten uns super. Ich habe ausserdem irgendwie das Gefühl, dass der Tag, den ich nicht zuhause gewesen bin, der Beziehung zwischen Ivonne und mir gut getan hatte - ich kann nicht genau sagen warum, aber ich fühlte mich noch geborgener mit ihr als zuvor.
Für Karfreitag und Karsamstag fuhr ich darauf - nachdem ich einer Prozession zu Ehren Christi im Quartier beigewohnt habe - mit Ivonne und Alex in die Berge nahe Cartago (Santa Maria de Dota) wo Alex' Tante ein Ferienhaus hat und ihn sowie ihre zwei Söhne und ihre Tochter (inklusive Familie) eingeladen hatte. Zusammen verbrachten wir zwei echt gemütliche Tag abgeschieden von der Zivilisation - gingen wandern, assen viel (nur kein Fleisch, da alle katholisch sind), genossen die Natur und die echt atemberaubende Aussicht. Ich lernte viele weitere Leute aus Alex' Familie kennen - alle nahmen mich herzlich und interessiert in die Gemeinschaft auf - und ich konnte zudem mal ein wenig runterfahren, was mir echt gut tat. Über Nacht schliefen wir alle (wir waren etwa 15 Leute) auf Matten am Boden, was mir irgendwie ein Vertrautheitsgefühl untereinander vermittelte. So oder so fühlte ich mich echt gelöst. Ausserdem verstand ich mich blendend mit Alex - nicht, dass wir es je schlecht gehabt hätten, aber nun kommunizieren wir wie auf einem anderen Niveau: Wir machen Witze, führen weniger oberflächliche Gespräche und lachen viel. Er zeigte mir beispielsweise viele landschaftliche Aspekte auf den Wanderungen und neckte mich, als ich dreimal auf die Nase fiel (und folglich hübsche Schrammen davontrage).
Ich merkte nach diesen zwei Tagen wie stark ich die Berge vermisst hatte und wie gut es tat einfach mal rauszukommen: Bergluft lässt sich einfach durch nichts ersetzen. Und auch wenn wir nicht an den Strand gefahren sind, bin ich mehr als dankbar dies erlebt zu haben.
Am Sonntag bzw. Ostern machte ich zum ersten Mal in meinem Leben nichts aussergewöhnliches: Den ganzen Morgen verbrachten wir eigentlich mit Haus putzen und Sport treiben. Danach gingen wir in die Mall essen, kauften uns noch ein Eis und das war es eigentlich auch schon. Keine Osterhasen, keine Kirche, aber um ehrlich zu sein: Vermisst habe ich nichts. Okay, die Schokolade hätte ich jetzt schon gerne hier bei mir.
So ging dann am Montag auch schon wieder der Alltagstrott los. Sichtlich unmotiviert und wie immer müde nach den Ferien ging ich wieder zur Arbeit und freute mich auf den kommenden Feierabend - aber wem ging es wohl nicht ebenso?
Nichtsdestotrotz bin ich zufrieden wie die Dinge hier in Costa Rica laufen. Klar, ich würde gerne mehr vom Land sehen, aber mir verbleiben ja noch knapp drei Monate, in denen ich mich auf das Reisen konzentrieren kann und am besten auch ein wenig früher mit der Planung beginne bzw. die Dinge selbst in die Hand nehme und nicht warte, bis mir meine Gasteltern ein Programm auftischen.
Ausserdem geht es in einer Woche nach Nicaragua in den "Mid - Stay", worauf ich mich jetzt schon riesig freue.


Auf der "Feria"


Nach dem Rennen von Alex

Die Landschaft von Guanacaste

Playa del Coco

Mit Génesis am Strand

Am Fischen

Familienbild (ohne Mario)

Bergtraum in Santa Maria de Dota


Familie im Sonnenuntergang

Am Wandern

Prozession am Karfreitag